Sonntag, 25. Mai 2014

Glücksgefühle

Am letzten Samstag fuhren wir als Gemeinde zum Tempel nach Friedrichsdorf. Auch die Missionare waren dabei.
Tempelfahrtgruppe Gmd DO Mai 2014
Auf der Fahrt las ich das soeben erschienene Buch von dem New York Times-Bestseller-Autor Clayton M. Christensen: "Die Stärke der Mitglieder Missionare." Darin wird eine Befragung zitiert, die 1975 unter Neubekehrten durchgeführt wurde, um festzustellen, was sie beim ersten Kontakt mit der Kirche am meisten interessiert habe. Zu allerest wurde das Gefühl der Gottesnähe genannt, das man gerne verspüren wollte. Dann Freude und ein Gefühl des Friedens, nach dem man sich sehnte, sowie letztlich die Suche nach einem sinnvolleren Lebensziel. Ich erinnerte mich an meine ersten eigenen Eindrücke von der Kirche und kann bestätigen, dass es vornehmlich nicht Lehrmeinungen waren, die mich berührten, sondern die Lebenswirklichkeit in der Familie meines ältesten Bruders Frieder, der nach seiner Auswanderung die Kirche in Kanada gemeinsam mit seiner Frau kennenlernte und sich ihr anschloss. Ich war erstaunt, über die fühlbare Gottesnähe bei  der morgendlichen Bibellesung mit den damals noch kleinen Kindern, auch über die Freude, mit der die Tagesarbeit bewältigt wurde, sowie über das aus meiner Sicht sehr streng geführte, aber doch friedliche familiäre Miteinander. Auch Bruder Alfred, der dritte meiner vier Brüder schloss sich dort der Kirche an und heiratete eine gläubige Frau, die vorher Baptistin war, aber sich der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage anschloss, weil sie den Fleiß und die Aufrichtigkeit ihres Bräutigams schätzte, obwohl ihre Eltern die Ehe nicht gerne sahen. Am meisten imponierte mir die Zielstrebigkeit, mit der gelebt wurde und die von einem Halt zeugte, den offenbar die Kirche ihren Mitgliedern bot. Der Tempel oder das Haus Gottes lag damals noch weit außerhalb meines Interesses, wurde dann aber für mich zum Prüfstein der Wahrheit. Eine mystische Welt, die ich befürchtete, nicht mehr kontrollieren zu können, verband ich in meinem Vorurteil mit diesem Haus. Heute verbinde ich mit dem Tempel viel Licht und Klarheit, einen Ort des Friedens und wirklicher Gottesnähe. Die Auswirkungen der Tempelverordnungen, die es ja ermöglichen, stelllvertretend für Verstorbene heilige Handlungen wie Taufbündnis und Ehesiegelung immer wieder zu erleben und damit tief ins eigene Bewusstsein aufzunehmen, kann ich in Nachrichten verspüren, die wir über fb in den letzten Tagen erhielten.
Vor der Silhuette des Toronto -Tempels
Daniel, der Enkel meines drittältesten Bruders Alfred, der auch in unserem Pfahl von Kanada kommend  auf Mission war, und deshalb vielen bekannt sein dürfte, heiratete sehr bald nach seiner Mission im Tempel zu Toronto Leisha Rowden. Im März 2014 wurde ihre erste Tochter Henley geboren. Das Bild des allseits geliebten Kindes wurde gemacht, nachdem  es sich im Schlaf zum Leidwesen der Eltern die Stirn aufgekratzt hatte und dieses Ungeschick dokumentiert werden musste. Für mich ist bemerkenswert, dass diese jungen Menschen noch während des Studiums heiraten (Leisha ist schon graduierte Biologin), eine Familie gründen und damit zugunsten einer eigenen Familie sich doppelt belasten.
am Ziel: glücklich verheiratet
Das ist, wie es das zweite Beispiel zeigt, kein Einzelfall. Vorgestern erreichte uns die Nachricht, dass unser Großneffe Aaron Wilbee ebenfalls geheiratet hat. Er ist ein Sohn unserer Nichte Rosalinde. Sie ist die älteste Tochter meines Bruders Alfred, wurde Fluglotsin, heiratete dann aber einen beruflich sehr angesehenen Informatiker und opferte ihre Kariere dem Aufbau einer eigenen Familie. Die dramatischen Stunden vor der Hochzeit konnte man auf fb verfolgen: Aarons Vater Warren setzte die Nachricht ab, dass sein Sohn gerade seine Abschlussklausuren als Elektroingenieur in Rochester, NY geschrieben habe, dass aber der Flug mit der gebuchten Maschine zu seiner Hochzeit in Utah wegen Unwetters ausgefallen sei und er deshalb auf einen Flug am nächsten Morgen umbuchen musste. Das innige Gebet der Braut, dass doch noch alles klappen würde und rechtzeitig vor Büroschluss am Freitag die Heiratslizenz abgeholt werde könne, kann man gut nachvollziehen. Nicht nur die Braut Jessica hat erfolgreich gebetet. Alles klappte noch rechtzeitig, wie man an dem schönen Bild sehen kann. -
Für mich sind solche Geschichten in heutiger Zeit nicht selbstverständlich. Sie zeugen von der gläubigen Achtung göttlicher Gebote, die allgemein nicht mehr so hoch geschätzt werden, meiner Ansicht nach aber doch weiterhin tragfähige Fundamente einer gesunden Gesellschaft sind. Noch vor drei Generationen kamen meine Brüder als Einwanderer nach Kanada. Dank Glaubenstreue, die zu vielen uneigennützigen Opfern motiviert, kann schon die Enkelgeneration auf überdurchschnittlichem Bildungsniveau und gesunden Grundsätzen ihre Zukunft gestalten. Solches wirklich erleben zu können, löst in uns Glücksgefühle aus, für die wir sehr dankbar sind.

Donnerstag, 15. Mai 2014

Danksagung


Robert R. Münzer

19. Juni 1990 – 28. April 2014

Robert (1990-2014)
Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen, die uns in den vergangenen schweren Stunden ihre Liebe und Anteilnahme geschenkt haben, für die vielen Briefe, für die vielen Anrufe und die vielen Gebete – ja wir haben in den letzten Wochen gespürt, dass Engel an unserer Seite sind, die uns stützen, die uns in den Arm nehmen und unsere Tränen wegwischen.

Während des Trauergottesdienstes verglich Bischof Šorn unseren Schmerz mit einem Wirkungstreffer, den ein Boxer in einem Boxkampf einstecken muss – ja, es tut schrecklich weh, ja unsere Kissen sind nass von unseren Tränen, ja wir liegen nachts auf unserem Bett und finden keine Ruhe, ja unsere Gedanken drehen sich im Kreis, ja wir fühlen uns einsam und verlassen, ja wir fühlen uns schrecklich weil wir unsere Lieben in ihrer Trauer leiden sehen, ja wir fühlen uns hilflos den Stürmen des Lebens ausgesetzt.

Und das ist richtig so; dass gehört zur Trauer!

Und dann merken wir, dass wir plötzlich Zeit haben, zu hören, plötzlich sind unsere Ohren sensibel und sehnen sich nach dem Trost des Heilands; ja wir denken in einer anderen Qualität über unseren Erretter und Erlöser Jesus Christus nach; ja, wir erahnen einen Schimmer des Leids, den unsere Himmlische Eltern ertragen mussten als Ihr Sohn Jesus Christus auf die Erde kam, um seine Mission zu erfüllen. Voll Schrecken bemerken wir, dass Jesus Christus für unsere Eitelkeiten, unseren Trotz und unsere Unachtsamkeiten leiden musste.

Und leise, zärtlich schleicht ein Gefühl des Trostes in unser Herz:

Robert geht es gut; er ist dort angekommen wonach wir uns alle sehnen – er hat es geschafft. Neue Aufgaben warten auf ihn und in unseren Sinn kommen neue, andere Fragen:
Fragen, auf die der Mensch keine Antworten weiß; Fragen, die unsere Geduld und unser Vertrauen auf die Probe stellen und doch, manchmal, ab und zu, wenn wir den Lärm des Alltags ausblenden flüstert uns die Liebe unseres Himmlischen Vaters unserem Herzen die Antwort zu, die für uns in diesem Moment wichtig ist.

Und etwas Wunderbares geschieht:

Wir weinen aus Freude, weil wir wissen, dass wir Robert wiedersehen werden; wir sind nicht mehr einsam, weil wir spüren, wir sind nicht allein – wir sind in der Liebe unseres Himmlischen Vaters verschlungen, der uns Mut macht, den Weg weiter zu gehen.

In Dankbarkeit und Liebe:

Juanita, Aerin und Rudolf Münzer

Sonntag, 11. Mai 2014

Zeugnis ans Herz wachsen lassen

An diesem Sonntag sprachen wir in der Priestertumsklasse und der Frauenhilfsvereinigung über die zwölf benannten Zeugen des Buches Mormon und darüber, wie wir selbst unser Zeugnis von der Wahrheit dieses Buches stärken können. Präsident Joseph Fielding Smith berichtet zur Einführung aus seinem Leben, dass er schon als Kind Interesse an alten Urkunden gefunden und deshalb das Buch Mormon schon damals gelesen habe. Es sei ihm aber erst ans Herz gewachsen, als er es während seines Lebens immer und immer wieder las: "Dieser Bericht wächst mir Tag für Tag mehr ans Herz, weil ich erkenne, wie Prophezeiungen in Erfüllung gehen, gesprochen von Propheten, die nun aus dem Staub von den Toten her zu den Nationen der Erde reden und ihnen Umkehr verkünden und sie dazu aufrufen, an Christus zu glauben."(Lehren der Präsidenten der Kirche, Joseph Fielding Smith, S. 150; https://www.lds.org/manual/teachings-of-presidents-of-the-church-joseph-fielding-smith/chapter-9-witnesses-of-the-book-of-mormon?lang=deu) Die Pfahl-FHV-Leitung erinnerte uns aus diesem Anlass an das Jahresprojekt der Pfahlpräsidentschaft, das Buch Mormon erneut unter dem besonderen Aspekt zu lesen, Jesus Christus persönlich kennenzulernen: "Deshalb möchten wir Sie einladen im Jahre 2014 zusammen mit uns das Buch Mormon zu lesen, um Jesus Christus persönlich kennenzulernen. So wie in 'Verkündet mein Evangelium' S. 133 beschrieben, laden wir Sie ein, in einem neuen Buch Mormon jede Erwähnung von Jesus Christus (jeden Namen und jedes Pronomen, das sich auf IHN bezieht, SEINE Worte von IHM selbst oder durch SEINE Propheten, wenn sie sagen: ‚So spricht der Herr’, SEINE Eigenschaften und SEINE Lehren) zu markieren.
Wir versprechen Ihnen, dass Sie IHN dadurch persönlich kennenlernen können und Ihr Leben sich seinem annähert, so dass wir im Pfahl Dortmund in diesem Jahr ein glücklicheres Volk werden können." Dieses Anliegen war bei meiner Frau und mir in Vergessenheit geraten, doch haben wir gleich damit angefangen, die ersten Kapitel im Buch Mormon zu lesen und die entsprechenden Schriftstellen zu markieren.
In zwei von drei Informationsgesprächen mit den am letzten Donnerstag neu in unsere Gemeinde gewechselten Missionaren habe ich auf die Frage, was sie als junge Menschen motiviert habe, auf Mission zu gehen, die Antwort bekommen, dass es der patriachalische Segen gewesen sei. Von diesem uns persönlich vom Patriarchen des Pfahles, in dem wir zu Hause sind, gegebenen Segen wissen wir, dass er auch immer und immer wieder auf unserem Lebensweg gelesen werden sollte, um sich erfüllen zu können.
Sisters Eden (r) und Miller (l)
Zunächst sprach ich mit Sister Eden, die aus Ogden, Utah, USA stammt und dort als älteste Tochter in einer fünfköpfigen Familie aufgewachsen ist. Ihre Eltern sind in medizinischen Berufen tätig. In einem solchen will sie sich später auch ausbilden lassen. Ihre Interessen sind vielfältig und reichen vom Schwimmen über Singen und Klavier spielen bis zum Fotografieren und Filme anschauen. Ihr geistiges Leitbild ist Ester, die jüdische Prophetin am persischen Königshof, die ihr Volk vor dem Holokaust rettete, indem sie sich mutig zu ihrer Herkunft bekannte (Estter 7:3; http://www.bibleserver.com/text/EU/Esther7). Zur Erinnerung an sie feiern die Juden das zweitägige Purimsfest. Sister Eden möchte auch mit ihrem mutigen Zeugnis von der Wahrheit des Evangeliums einen Beitrag zur Rettung der Menschen leisten.
Elders Ellis (r) und Swallow (l)
Dann sprach ich mit Elder Ellis, der aus Highland City,  Utah, USA stammt ud mit drei Geschwistern aufgewachsen ist, die alle als Leichtathleten sehr erfolgreich sind. Seine jüngste Schwester ist Meisterin ihrer Altersklasse im Bundesstaat Utah und hat Ambitionen, 400 m-Lauf Olympionikin zu werden. Sein Vater leitet eine Baugesellschaft und ist Spezialist für Anlagenberatung sowie erfolgreicher Lauftrainer. Die Mutter ist eine glaubensstarke Hausfrau, die nach der standesamtlichen Eheschließung ihren Mann motivierte, wieder in der Kirche aktiv zu werden und sie dann auch im Tempel zu heiraten. Vorbild für Elder Ellis ist der Prophet Alma (Alma 4:19; https://www.lds.org/scriptures/bofm/alma/4?lang=deu), der sein politisches Amt als höchster Richter im Volk aufgab, um durch sein reines Zeugnis die Menschen für den Glauben zurückzugewinnen.
Elders Miller (r) und Clark (l)
Zuletzt sprach ich mit Elder Miller, der in Provo, Utah, USA zu Hause ist. Als Jüngster von fünf Brüdern, die auch alle schon auf Mission waren, schien ihm dieser Auftrag scheinbar schon in die Wiege gelegt worden zu sein, doch schilderte er sehr offen seine Zweifel, diesen Auftrag wirklich anzunehmen. Da half ihm sein patriachalischer Segen, den Missionsantrag zu stellen. Er sprach an diesem Muttertag aber auch mit besonderem Respekt von seiner Mutter, die neben ihren hausfraulichen Pflichten noch voll berufstätig als Managerin in einer Klinik arbeitet. Von ihr hat er gelernt, wie man seine Sichel mit aller Macht einschlagen und ernten kann (L. &. B. 6: 3-6; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/6?lang=deu).
Ich bin dankbar, dass mit meiner Berufung solche Gespräche mit jungen Menschen möglich sind, die besonders als Missionare verspüren, wie ihnen ihr Zeugnis von der Wahrheit des Evangeliums ans Herz wächst.


 

Donnerstag, 1. Mai 2014

Robert Münzer (1990-2014)

am Dienstag, dem 29. April:

Liebe Geschwister,

Ich muss euch die traurige Mitteilung machen, dass Robert Münzer gestorben ist. Die Ursache ist noch nicht geklärt. Er hatte seit Freitag über Schmerzen in der Brust geklagt.

Bitte denkt in euren Gebeten an seine Familie.
Ein Gottesdienst findet wahrscheinlich nächste Woche Samstag in Dortmund zu seiner Ehre statt.

Matthias
(Bischof Roth)

am Donnerstag, dem 1. Mai:

Liebe Geschwister,

die Trauerfeier für unseren Bruder Robert Münzer wird am 10. Mai um 10:00 Uhr stattfinden. Unsere Gedanken und unsere Gebete sind bei seiner Familie. Wir laden Sie ein, für Familie Münzer zu fasten und zu beten. Nach Beratung mit den zuständigen Brüdern möchten wir aus diesem Grunde die Pfahlindexierungsveranstaltung, welche für den Nachmittag des gleichen Tages angesetzt war, absagen.
Bitte informieren Sie ihre Gemeinden und Hilfsorganisationen hierüber. Ein neuer Termin wird Ihnen zugehen.

MZ
(Pfahlpräsident Markus Zarse)

in stiller Trauer
und tiefem Mitleid für die Familie, aus der Robert so unvermittelt schied,

Walter Nabrotzky
Robert Münzer auf dem Gemeindefoto 2013 hinter mir